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Vientiane, Sonntag
3. April 2005
Fertig sind die Koffer, frisch gewaschen das Auto. 8 Uhr 55 ist es, als Kamla hinter uns das Tor schließt. Lars, Silvan und ich machen eine Reise in den Süden von Laos.
Die junge Frau an der Tankstelle freut sich - 61, 5 Liter Diesel, inklusive 25 Liter für den Reservekanister, der zweite Tank ist noch voll
gewesen – 344.000 Kip (€ 26,00) wechseln den Besitzer. Mit 145 Litern Diesel starten wir durch.
Die Straße Nr. 13 Richtung Süden, wenn wir ihr immer weiter folgen würden, führte sie uns über Kambodscha nach Vietnam, an der
Küste entlang und verliert sich in der Vorstadt von Ho Chi Minh City – Saigon. Theoretisch, am Grenzübergang Laos – Kambodscha müssten
wir das Auto stehen lassen, bis dorthin wollen wir, dort sind die Süßwasser Delphine, wir werden sie sehen, doch das wissen wir noch nicht.
Dem Laos Reisenden wird die Straße Nr. 13 schnell zum vertrauten Freund, sie ist die längste Straße in Laos, für jede Richtung eine Spur.
Am Abend wenn die Büffel alleine nach Hause laufen wird es gefährlich und in der Dunkelheit braucht man Katzenaugen, Menschen in dunkler
Kleidung, Traktoren und Fahrräder ohne Licht, Mopeds nur mit Vorne oder auch mit gar nicht und Autos nur mit Vorne oder Einäugig – in der Dunkelheit
ist höchste Konzentration erforderlich.
Nach einer Stunde und 20 Minuten kommen wir an der Abzweigung zum Phu Khao Kwai Nationalpark vorbei, ich verspreche dem Büffelberg später
wieder zukommen, wir kennen uns schon ganz gut und er weiß das er sich auf mich verlassen kann.
Eine Reise mit einem kleinen Jungen macht Spaß. Silvan ist jetzt drei Jahre und sechs Monate und wir singen mit den Lautsprechern kräftig mit:
„Theo mach mir ein Bananenbrot.“ Silvan hat schon viel Langstreckenerfahrung, schon mit sieben Tagen
fuhr er die acht Stunden im Auto von Bangkok nach Vientiane.
Später in Takek (341 Kilometer von Vientiane) essen wir Khau Paad (gebratener Reis mit Ei und Gemüse).
Das Restaurant ist ein alter Bekannter, bereits 1997 haben wir uns kennen gelernt und mein verrauchter Freund du hast dich nicht verändert, die selben Spinweben
an der Decke immer noch voller Ruß, der silberne Fernseher ist neu und der DVD Spieler wirft die neuste laotische Karaoke Musik auf den Flimmerschirm,
der Khau Paad ist nach vier Stunden Autofahrt eine Delikatesse. Takek – schön dich wieder zu sehen.
Schon drei Mal bin ich von hier an den Mekong gegangen, den Straßen gefolgt und konnte mich nie entscheiden, ob ich es bedauern soll,
dass die französischen Straßenzüge um den „Park“ nicht renoviert werden können, oder ob ich sie so schöner finden soll,
so wie sie klar ausdrücken das die französische Kolonialvergangenheit lange vorbei ist und man an den Häusern ablesen kann,
wie lange „vorbei“ schon her ist. Auch diesmal kann ich mich nicht entscheiden. Dafür verliebe ich mich wieder in den alten mächtigen Bodibaum der ganz
unscheinbar am Mekongufer wächst, eingeklemmt zwischen zwei kleinen Steinhäusern, in einem befindet sich ein Informationsbüro für Touristen, neugierig
schaue ich durch das Fenster, erst als ich ganz dicht herangetreten bin, erkenne ich hinter den Staubbedeckten Scheiben, dass an dem braunen Schreibtisch
ein Mann sitzt, er schreibt etwas mit einem Bleistift in eine Kladde und hat mich nicht bemerkt.
Tha Khaek (Thakek) es ist immer wieder schön in deinen Straßen zu sein, am Mekongufer zu sitzen und sich entrücken zu lassen, in einen Zwischenzustand
der Hier sein und Fern sein zugleich ist. Die Höhlen Tham Pha, Tham Sieng Lian und Tham Aen besuchen wir leider nicht, auch baden wir nicht im Fluss.
Ein letzter langer Blick der den Bodibaum in mein Gedächtnis fotografiert und wir steigen ein, weiter geht es.
Stadtauswärts fahren wir an den Villen der Neuzeit vorbei. Auf üppigen Grundstücken stehen die Häuser im thaibarock, hinter kunstvoll gearbeiteten
Schmiedeeisernen Toren. Die Zufahrten sind so großzügig, dass es scheint das Haus steht auf einer großzügigen Betonplatte, zum einen liegt es
daran das die meisten der Häuser noch so neu sind, das noch kein Garten angelegt wurde und zum Anderen versteht die Elite etwas anderes unter
einem Garten als eine Europäerin. Neben den Toren der Neuzeit-Villen stehen auf schwarzen Marmorplatten die Namen der Familien die hinter diesen
Mauern leben. Zu sehen ist niemand.
Um 18 Uhr 20 sind wir in Pakse nach 672 Kilometern auf der freundlichen Straße Nr. 13, die in Richtung
Süden beinahe immer gerade ausgeht,
doch die Landschaft die sich verändert lässt es nie langweilig werden.
Bounthanome hat in Pakse Arbeit gefunden. Er weiß nicht das wir in Pakse sind und glaubt seinen Augen nicht als ich unerwartet neben ihm stehe.
Hier ist er in der Nähe seiner Eltern und jeden Freitag fährt er in ihr Dorf und besucht sie. Vorbei die Zeit in der er sich nach seiner Mutter sehnte. Es ist
seltsam bei Bounthanome Getränke und Speisen zu bestellen, doch dies ist sein Job, er ist Kellner geworden. Kellner auf einem Schiff das am Ufer
festgemacht ist und für Gruppen auch ablegt. Sechs Tage in der Woche arbeitet er hier, von morgens sechs bis Mitternacht, wenn es erforderlich ist,
er verdient 300.000 Kip im Monat (€ 23,00). Er sieht müde aus. Das Schiff gehört einer laotischen Familie. Manchmal möchte er wieder zurück in die Pagode,
manchmal sehnt er sich nach seinem anderen Leben, mit 12 zog er die Robe eines Novizen an, mit 20 ordinierte er und wurde Mönch, in Vientiane besuchte
er die Schule und lebte im Wat Pohn Sei, gegenüber des DED Büros (Deutscher Entwicklungsdienst) dort lernte ich ihn kennen. Mit 25 entschied er für sich
für ein anderes Leben. Manchmal fragt er sich welches Leben ihm besser gefällt. Dann denkt er daran eine Freundin zu finden, eine Familie gründen, Kinder
haben und er macht weiter. Manchmal denkt er wie schwer es ist ein Mädchen zu finden, dass damit zufrieden ist ihn einmal in der Woche, an seinem freien
Tag zu sehen. Es gibt ein Mädchen, jeden Tag bringt sie ihm Mittagessen an sein Schiff, aber er mag sie nicht sehr.
Wir halten das Herz leicht und verabschieden uns fröhlich.
Pakse, Montag
4. April 2005
Nach dem Frühstück fahren wir weiter. In Bahn Pathumphon verabschieden wir uns von der Straße Nr. 13. Wir folgen dem Hinweisschild zu einem
Wasserfall, in der Trockenzeit weiß man nie ob es sich lohnt, aber wir haben Zeit. Der Weg führt unter den Hochmasten einer Hauptstromleitung her.
Wir fahren durch eine Kaffeeplantage. Vereinzelt hängen noch rote Beeren an den Sträuchern. Jetzt wo der
Weltmarktpreis für Kaffee so gut ist,
wie seit Jahren nicht mehr, ist in Laos die Ernte schlechter ausgefallen als im Vorjahr. Bis bei einer Anpflanzung zum ersten Mal geerntet werden
kann, dauert es drei bis fünf Jahre. Die Reisfarmer hatten sich nur zögerlich auf den Kaffeeanbau eingelassen, ein wichtiger Grund war das es noch
niemand mit Kaffee versucht hatte und ein weiterer wichtiger Grund, dass Kaffee nicht in einer absehbaren Zeit zu ernten ist. Überwiegend wurde Reis
angebaut und der kann nach vier Monaten geerntet werden. Inzwischen gibt es mehr Kaffeeplantagen und der Export hat im vergleich zu den Jahren vor
1999 stark zugenommen. 2002 wurden bereits 18 000 t Kaffe auf dem Bolaven Plateau geerntet. Die ersten die in dieser Gegend Kaffee angebaut haben
waren Franzosen während der Kolonialzeit. Sie brachten die Pflanzen aus Vietnam mit. In den 60er und 70er wurden die Kaffeeplantagen zerbombt.
Seit den 90er Jahren hat der Anbau von Kaffee wieder stark zugenommen.
In der Kaffeeplantage grast eine Kuh, langsam hebt sie den Kopf und schaut uns mit großen runden Augen entgegen.
Als ich schon glaube wir haben wieder jenes meist nicht vorhandene letzte Hinweisschild übersehen, taucht es doch noch auf und wir parken,
immer noch von Kaffeepflanzen begleitet, unter einem großen Baum. Ein alter Mann verkauft uns ein Ticket.
Auf dem Weg zum Wasserfall kommt uns seine Frau entgegen ein Bündel kleiner Stämme auf dem Rücken,
zurecht gehackt auf etwa einen Meter länge. Feuerholz um das Abendessen zu kochen.
Wir überqueren eine Brücke die
aus zwei zusammen gebunden Baumstämmen besteht und ein Geländer aus Bambus besitzt, wie nett. Wir stehen oberhalb des Wasserfalls, dass
Wasser fällt vor unseren Füßen 15 Meter in die Tiefe, ich liebe das Geräusch von rauschendem Wasser. Dieser Wasserfall hat auch jetzt in der
Trockenzeit noch viel Wasser. Lars sucht einen Abstieg und findet ihn auf dem Rückweg, am Flusslauf entlang, dann geht es recht steil nach unten.
Silvan und ich bleiben oben, der Weg ist zu steil und schlüpfrig für Silvan. Silvan dreht trockene Blätter herum, wir legen Bilder auf den Tisch der an
einem Aussichtspunkt steht. Unter dem Tisch entdeckt Silvan die leere Schlupfhülle eines daumengroßen
Insekts, selbst die Rundungen der Knopfaugen
sind deutlich zu sehen, ein fragiles Kunstwerk der Natur, dem Insekt war es in seiner alten Haut nur zu eng geworden. Um die Hülle besser betrachten zu
können, legen wir sie auf eines der grünen Blätter die wir gesammelt hatten. An ihnen hatte ich Silvan die Bissstellen von Raupen gezeugt, leider war keine
Raupe da die ich als Anschauungsmaterial zur Verfügung hatte.
Lars bringt beeindruckende Bilder vom Wasserfall mit. Von unserem Aussichtspunkt haben wir nur einen kleinen Ausschnitt gesehen. In der Zwischenzeit
waren zwei Touristen gekommen und hatten mich nach dem Abstieg gefragt, ich habe sie Lars nach geschickt. Sie haben sich ein Moped geliehen und sind
damit her gekommen. Leider habe ich vergessen ob sie aus Attapeu oder Pakse kamen, ich vermute jedoch eher aus Pakse.
Schwungvoll und mit rabenschwarzen Rauchwolken aus dem Auspuff überholt uns einer dieser unglaublichen
Lastwagen die man ab und an antreffen kann, seit einer Weile schon fahren wir wieder Richtung Attapeu.
Obwohl es nun wirklich nicht das erste Mal ist das wir so einen abenteuerlich zusammengeflickten
Lastwagen gesehen haben, schauen Lars und ich einander ungläubig an. Das Tempo ist es was an diesem Lastwagen ungewöhnlich ist. Schon wird
er kleiner und nur die rabenschwarzen Rauchwolken scheinen uns von diesem Eindruck zu bleiben,
als der Lastwagen beim Schalten in den nächsten Gang einfach aus geht. Langsam fahren wir an ihm vorbei – im Rückspiegel sehen wir wie der
Fahrer über das Führerhaus hinweg klettert, schon ist er auf der Straße und gleich darauf unter dem Lastwagen,
nicht ohne uns ein Lächeln zu schenken, unser Interesse hat er längst bemerkt und freut sich darüber.
„Ja, wir bewundern seine Höllenmaschine!“ Lars ist schon ausgestiegen und fotografiert. Diese Reise ist schon jetzt voller Bilder, solchen die sich nur im
Kopf befinden und solchen die wir auf dem Laptop abspeichern.
Am Nachmittag werden wir in Attapeu sein.
Lars will mir die russische Rakete zeigen. Wir verlassen die Straße Nr. 13 und fahren eine Sandpiste entlang,
die Holzstämme mit ihren registrier
Nummern machen uns traurig. Dieses Gebiet ist nur während der Regenzeit bewohnt, die Bambushütten sehen auf ihren Stelzen und den verrutschten
Reisstrohdächern wie Gespenster aus. Wenn die Reisbauern wieder ihre Felder bestellen werden die Hütten wieder instand gesetzt. Beinahe wirkt es unheimlich
durch diese menschenleere Landschaft zu fahren, mit dem Baumstämmen die wie lebende Wesen am Straßenrand zu trauern scheinen. Obwohl wir
langsam fahren ziehen wir eine meterlange Staubwand hinter uns her, alles grün ist zugedeckt und die Trockenzeit tut ihr übriges. Kurz vor Paam
durchfahren wir einen Fluss, der jetzt ein kleines Flüsschen ist und die Frauen und Kinder gerade genug Wasser zum Duschen und Wäsche waschen haben.
In Paam ist ein Fest, man feiert. Eine junge Frau erkennt Lars wieder, sie hat einen Trainingskurs für Farmer,
zusammen mit einer Entwicklungshelferin
durchgeführt. Sie freut sich. Wir lachen als wir vor der Rakete stehen – sie ist nicht zu sehen! Man hat einen Bambuszaun um die Rakete gebaut undein
kleines Kassenhäuschen ohne Tisch und Stuhl steht davor. Eine ältere Frau schließt das winzige Schloss auf, nach dem wir bezahlt haben. Ich finde das
sehr symphatisch. Von den Besuchern die kamen um die russische 11 DPM 912 Rakete zu sehen, die aus
dem zweiten Indochinakrieg stammt, blieb
kaum etwas im Dorf, nur wenige aßen, eine Föh (Nudelsuppe mit Fleisch und Gemüse) oder tranken eine Pepsi, mit großen runden Eiswürfeln aus der Eismaschine.
Der Ho-Chi-Minh-Pfad führte mitten durch
das heutige Paam, dass es zur Zeiten des Indochinakrieges jedoch nicht an dieser Stelle gab. Paam ist die Distrikthauptstadt und lag in den Bergen,
erst vor einiger Zeit ist das Dorf umgesiedelt worden. Ich finde es merkwürdig das die Rakete in der Mitte des Dorfes liegt. Gleich hinter dem Zaum
spielt die Jugend des Dorfes laotischen Fußball, sehr akrobatisch und fröhlich sind die Luftsprünge und Grätschen die sie mitten in der Luft machen,
wenn ihr Körper horizontal in der Luft schwebt und diesen kurzen Augenblick nutzen um zielsicher nach dem kleinen Ball aus Bambusgeflecht zu treten
und er über das Netz ins gegnerische Feld fliegt und der Spieler wieder auf den Füßen landet um im gleichen Moment einen gekonnten Kopfball wieder
zurück zu schicken. Ich könnte bei diesem fröhlichen Spiel stundenlang zu schauen.
Die Bombe? Die ist doch schon immer da, nur die Jüngeren bohren sich neugierig ein Loch durch den Bambuszaun, nicht um die Bombe zu sehen,
auch nicht um Lars und mich zu sehen, Touristen hat man hier schon viele gesehen, obgleich wir ungewöhnlich sind – wir sprechen laotisch, doch trotzdem,
sie sind nicht neugierig auf uns, sie wollen sehen was der kleine blonde Junge macht.
Inzwischen hat es auch der erste der beiden Sattelschlepper geschafft und kommt aus dem Flussbett herauf, mitten im Dorf fragt er nach dem richtigen
Weg, dort wo die einzige Abzweigung ist. Eine große Maschine hat er geladen, wir wissen nicht wozu sie dienen soll, neugierig schauen wir alle dem
Sattelschlepper nach.
Während wir durch das Dorf gehen, kommt der zweite Sattelschlepper. Vielleicht Maschinen für ein Sägewerk, der Gedanke liegt nahe, aber ich
bin nicht überzeugt, weil ich es nicht glauben möchte. Zum Tad Nampa gehen wir nicht, der kleine Wasserfall ist jetzt nicht da – Trockenzeit, eine der
beiden laotischen Jahreszeiten!
In Attapeu werden wir bereits erwartet, Laen erklärt uns das Haus und im Salon liegt ein Brief der uns erklärt wie wir mit Wassertank, Motorrad, Brot im
Kühlschrank und den Katzen umgehen sollen. Zu den Katzen gibt es eine kleine Charakteristik die mir das Gefühl gab, vor allem den großen grauen Kater
schon ein wenig zu kennen. „Laen wird die Katzen füttern. Es sei den es wird Morgens später. Dann könnt ihr dem großen Grauen eine kleine Handvoll
Trockenfutter in den Napf geben und „wichtig“ im Lagerraum füttern, Tür zumachen! Der rote Kater bekommt eine große Handvoll Futter, die kleine Graue
isst nicht viel, also nur wenig geben. Bevor der große Kater wieder aus dem Lagerraum gelassen wird, müssen die Futterreste der Anderen in Sicherheit
gebracht werden.“
Ich wäre gerne länger geblieben alleine schon um Ines Katzen besser kennen zu lernen. Ines hat ihr
Haus zu einer kleinen Oase des Friedens
gemacht, es hat mir sehr gut gefallen. Zwischen den Räumen hing ein Bild das mir besonders aufgefallen ist und das ich immer wieder betrachten
musste: „Autum of the ful“ von J.S., ich weiß nicht wer J.S. ist, aber sein Bild hat mir immer wieder eine andere Geschichte erzählt.
Die Beschreibung wie und wann der Wasserspeicher, ein großes graues Betonbecken im Badezimmer gefüllt wird und wann die Tonnen im
Garten aufgefüllt werden können musste ich mehrfach lesen. Wasser gibt es, wenn überhaupt nur abends und nachts. Ich öffnete den Wasserhahn
über dem Betonbecken und etwa zwei Stunden später plätscherte es im Badezimmer. Das Becken war noch über halbvoll, doch sicher ist sicher,
ich hatte den Wasserschlauch im Garten nicht gefunden und konnte die Tonnen nicht auffüllen. Ines hat einen wunderschönen blühenden Garten,
dass sollte wegen mir nicht vertrocknen und so war ich froh das ich im Bad Wasser sammeln konnte, notfalls muss es von dort in den Garten
getragen werden. Nach der Hitze des Tages stand ich im Badezimmer und schöpfte mir mit einer blauen Plastikschüssel mit Stiel, Wasser aus
einem Eimer. Das Wassersammelbecken hat im unteren Bereich einen kleinen Wasserhahn, dort hatte ich den Eimer voll laufen lassen. Ich genoss
die Güsse die mich etwas runterkühlten und seifte mich ein, danach spülte ich die Seife von der Haut – nach meiner Dusche war der 10 Liter Eimer
immer noch halbvoll. Ich dachte daran wie viel mehr Wasser ich in Vientiane verbrauche, wenn ich den Hahn aufdrehe, 10 Liter reichen da sicher nicht.
Wenn es zu Beginn der Trockenzeit kalt wird, dann kocht man sich etwas Wasser auf dem Herd und kann sogar warm duschen in Attapeu.
Attapeu, Dienstag
5. April 2005
Als Laen am Morgen kommt haben wir schon alles zusammen gepackt und Lars hatte bereits die Katzen gefüttert. Laen ist erstaunt das wir
schon wieder fahren, aber sie lässt sich nichts anmerken. Jetzt wird sie in das Haus einziehen, so lange Ines in Urlaub ist. Etwas schuldbewusst
lassen wir ihr das Frühstücksgeschirr stehen, sie lacht nur, Bor bhen njang, dass macht doch nichts. Es gibt Augenblicke da klingt diese laotische
Lebensweisheit besonders gut! Laen ist froh wenn sie etwas zu tun hat und es macht ihr wirklich nichts aus. Ines wird sich bei ihrer Rückkehr über
die Flasche Rotwein, die drei verschiedenen Marmeladensorten und meinen Brief – ich musste ihr einfach zurück schreiben – sicher sehr freuen.
Ihr Brot backt sie selbst und es war köstlich. Marmelade, Milchprodukte und gibt es in Attapeu nicht zu kaufen, eine Flasche Rotwein ist schon
ein schöner Luxus. Allein in Laos war die Flasche 1.013 Kilometer unterwegs, dass ist die Zahl die auf unserem Tourkilometerzähler steht.
Silvan verabschiedet sich von Laen die ihm all die kleinen Abenteuer im Garten gezeigt hat, während wir unsere Sachen zusammen gepackt
haben. Der letzte Blick fällt auf sie, wie sie am Gartentor steht und uns nachwinkt.
Wir fahren durch Attapeu. Hinter uns geht die Straße weiter, durchquert etwa 100 Kilometer
später einen Zipfel von Kambodscha und dann weiter nach Vietnam (Ngoc Hoi). Auf der Straßenkarte in meinem Schoß kommen mir Grenzen
plötzlich irgendwie verrückt vor.
Wir fahren in die andere Richtung, zurück auf die Straße Nr. 13. Noch einmal anhalten, noch einmal Fotos machen, noch einmal den Blick auf einen Tempel werfen.
Eine Ziege schlummert zwischen den Stupas der Verstorbenen. Es ist heiß und sie sieht erschöpft aus. Außer der Tempelmauer gibt es auf dieser
Straßenseite keinen Schatten. Noch ist es Vormittag, aber das Thermometer hat die 30 schon überschritten.
Vientiane Times;
Ausgabe 53; vom 17. März 2005
Attapeu is going for gold by Somsack Pongkhao
Der Governeur von Attapeu, Khamkert Vernkham und seine Leute haben seit langer Zeit den Traum, Attapeu mit dem Westen und dem Osten von
Laos zu verbinden, um die Produktion in Attapeu anzukurbeln und es für Händler interessanter zu machen in Attapeu zu investieren. Ihr Traum wird
Wirklichkeit werden wenn die Straße Nr. 18 B, bis zur Provinzhauptstadt, am Ende dieses Jahres fertig gestellt sein wird. Die Straße wird Attapeu
mit den anderen Provinzen verbinden, sowie den Nachbarländern Vietnam und Thailand. „Die Fertigstellung der Straße wird ein weiterer Schritt in die
Entwicklung unserer Provinz sein und wir versuchen sicherzustellen das dies zum Wohle der Bevölkerung und zur Erhöhung deren Lebensstandards
beitragen wird.“ Dies sagte Khamkert in einer Rede zum bevorstehenden 50´sten Geburtstag der Laotischen Revolutionären Partei.
Attapeu befindet sich im Südosten von Laos. Vor der Befreiung, war Attapeu eine der ärmsten Provinzen im Land, mit den anderen Provinzen
bestand keine Verbindung und dies verhinderte die Entwicklung in Attapeu. Nun verfügt die Provinz über Strom und Wasserversorgung, sowie ein
Gesundheitszentrum und ist in der Lage sich selbst ausreichend mit Agrarprodukten zu versorgen. „Vor 2000 hatten wir nicht genug Reis für die
Bevölkerung, doch inzwischen ist die Produktion ausreichend.“ sagte Khamkert. „Unter der Führung der Regierung haben wir versucht die Richtlinien
für Entwicklung zu erreichen. Wir suchen nach Wegen um enger mit anderen südlichen Provinzen zusammen zu arbeiten. Wir wollen für ausländische
Investoren atraktiver werden und die Agragproduktion für die Märkte stärken. Früher pflanzten und ernteten wir nur einmal im Jahr, inzwischen haben
wir zwei Ernten im Jahr. Vor 1997 gab es in der Provinz keinen Strom, nun haben wir eine ausreichende Wasser und Stromversorgung. Wir wollen
das Bewässerungssystem für die Felder ausbauen, so das die Mehrheit der Bevölkerung sich selbst versorgen kann und genügend Agrarprodukte
auf dem Markt verkaufen können.“
In Attapeu leben viele verschiedene ethnische Gruppen, die in der Vergangenheit überwiegend „slash and burn cultivation“ betrieben haben.
(Das Abrennen der Vegetation um die so entstandenen freien Flächen bepflanzen zu können, nach einem Jahr müssen die Familien weiter ziehen
und neue Flächen niederbrennen.) Nun haben viele dieser Gruppen Land, dass sie permanent nutzen können. Einige zogen in Umsiedelungsgebiete
und können dort ertragsreicher anbauen. Attapeu hat ein großes Potenzial an Entwicklungsmöglichkeiten, speziell in natürlichen Ressourcen.
Ein Sprichwort sagt, dass Attapeu die Provinz ist, die Gold verkauft um Hühner kaufen zu können. In der Tat findet man viele Goldwäscherinnen
(Frauen und Kinder) am Fluss bei der Arbeit. Khamkert teilt mit das die Provinz über viel flaches Land verfügt, dass geeignet ist für die Viehzucht
und die Reisproduktion. Studien ergaben das Attapeu über 180.000 Quadratkilometer Flachland verfügt, von denen nur 60 Quadratkilometer genutzt werden.
Hinzu kommen Flüsse wie Xekong, Xepien, Xekaman und Xenamnoi, die sich für die Erzeugung von Wasserkraftstrom und zur Bewässerung
der Anbaugebiete von Reis und Gemüse, eignen würden. Am Xekaman Fluss gibt es bereits ein Hydropower Projekt.
Attapeu hat das Potential ein Teil der so genannten Triangel Entwicklung zu sein, zwischen den Ländern Laos, Kambodscha und Vietnam,
Handel und Tourismus zu stärken. „Wir hoffen das wir uns in Zukunft unter den reichen Provinzen Laos befinden.“, sagte Khamkert. Um die Ziele
der Parteipolitik effektiv umzusetzen, ist es notwendig Verbindungen zwischen den anderen Provinzen, zu entwickeln. Es soll versucht werden die
Selbstversorgung zu stärken und die „slach and burn“ Praxis zu stoppen.
Wir haben Ziele in Phouvong und Sanxay festgelegt und ermutigen Unternehmer dort zu investieren. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Bildung
und Gesundheitsversorgung. In der Vergangenheit war der Analphabetismus in der Bevölkerung weit verbreitet. Nun haben mehr Menschen Zugang
zu einer Schule. „Wir werden versuchen alle Ziel zu erreichen die beim sechsten Partei Kongress festgelegt wurden.“, sagte Khamkert.
Das Führungskomitee, dem Khamkert in seiner Funktion als Gouverneur angehört, ist dafür verantwortlich die Richtlinien der Parteipolitik in die
Praxis umzusetzen und dafür zu sorgen das sie Eingang in das wirkliche Leben der Provinzbevölkerung finden. Er ist sehr stolz darauf dass bereits
in vielen Punkten eine Entwicklung erzielt werden konnte. Khamkert Vernkham forderte Unternehmer dazu auf in Straßen und Schulen zu investierten,
Elektrizitätsprojekt zu fördern und in Krankenstationen zu investieren. Die Entwicklung der Provinz Attapeu konnte durch diese Investitionen weiter
vorangetrieben werden. Mehr Menschen erhalten eine Schulausbildung und gelangen zu einem Abschluss und die allgemeinen Lebensbedingungen
haben sich verbessert.
Diese Entwicklung bestätigt die Scharfsichtigkeit der Partei.
Unter der Parteiführung hat die Partei das Bewusstsein für die Verantwortung weiter ausgebaut, seit sie zum ersten Mal angetreten war das
Land in die Entwicklung zu führen. Zu Beginn hat die Partei sich aufgemacht das Land zu retten, die Bevölkerung darin anzuleiten die Kolonialisten
aus dem Land zu vertreiben. Der lange Kampf der laotischen Bevölkerung, spiegelt die Vaterlandsliebe wieder und führte schließlich zur Freiheit.
Nach der Befreiung der Kolonialmacht wurde eine neue Regierung am 2. Dezember 1975 gegründet. Die Regierung stützte sich auf zwei Strategien,
die nationale Verteidigung und den Wiederaufbau, sie bereitete sich darauf vor, die Bevölkerung über den Weg der Entwicklung des Landes zu führen.
Nach den Beobachtungen von Khamkert unterliegt die Welt raschen Veränderungen, umso wichtiger sei es für die laotische Bevölkerung,
gegen schlechte Elemente anzukämpfen. Elemente die versuchen den Staat zu destabilisieren und sich in internationale Affären einmischen.
Die Bevölkerung darf nicht zu lassen das durch solche Element ein Keil zwischen Bevölkerung und Regierung geschoben wird.
Ende der Übersetzung eines Artikels aus der Vientiane Times.
Wenn ich meine Augen schließe, dann fällt es mir leicht, mir ganz konkret vorzustellen,
dass Links von mir Kambodscha und hinter mir Vietnam liegt, gerade aus, geht es immer weiter nach Laos.
Die Straße ist neu verbreitert worden, manche
Kilometersteine sind Namenlos und haben einem nichts zu sagen, sie sind betongrau, nicht grundiert und nicht beschriftet. Manche Kilometersteine
konnten stehen bleiben und wurden nicht erneuert, sie benennen die Straße und geben Auskunft über Entfernungen. Auf jedem steht ein anderes Ziel,
so erfährt man auch wie weit es bis nach Vientiane ist, wie weit das nächste Dorf ist, erfährt man nicht, dass weiß man.
Wenn man so viele Kilometer durch ein Land fährt, dann werden die Kilometersteine zu Reisegefährten und man grüßt sie mit einem Lächeln. Immer weiter dem
Band der Straße folgend wächst das Gefühl das die Kilometersteine es sind, die einem das Ziel näher bringen und das man sich mit ihnen gut stellen muss.
Holz kommt uns entgegen, große Stämme, aneinander festgebunden. Von manch einem Lastwagen möchte man lieber nicht so genau wissen ob die
Bremsen noch funktionieren, in den Bergen möchten wir ihnen nicht begegnen, die Berge liegen rechts von uns und die Straße verläuft in sanften Kurven.
Bei besonders alten Lastwagen sind die Baumstämme selbst Teil des Lastwagens, die Hinterräder sind an ihnen mit Ketten befestigt.
Da wo die Ausläufer der Berge beinahe an die Straße reichen, hat man Gräben geschaffen, sie verhindern das in der Regenzeit die Straße nicht durch
Unterspülung beschädigt werden kann und Erosionsmaterial nicht auf der Fahrbahn liegen bleibt. Einem Holzlastwagen wurde ein solcher Graben zum Verhängnis.
Das Holz das er geladen hatte, war bereits „bearbeitet“. Dem Fahrer ist nichts passiert und als wir die Stelle erreichen, sind die Männer schon dabei die Ladung
auf einen anderen Lastwagen umzuladen.
Bald darauf sind wir wieder auf der Straße Nr. 13.
Die Fähre die uns über den Mekong bringen soll, hat am Ufer angelegt und ein Minibus ist schon die Holzplanken hoch gefahren, die anderen Autos folgen zügig.
Hier ist der Mekong nicht mehr Grenzfluss zwischen Thailand und Laos. Die Mutter aller Wasser fließt hier durch die Provinz Champasak.
Mit den anderen Ebenen Vientiane und Savanakhet gehört die Provinz zur Reiskammer des Landes. Bereits vor Jahrhunderten erkannte das eine
Hochkultur die wir heute nur noch an ihren Spuren erkennen, die Erbauer von Angkor Wat. Sie erbauten auch Wat Puh, die Fähre bringt uns über
den Fluss und unserem Ziel ein Stück näher.
Hinter unserem Auto kommen die Frauen zu Fuß an Bord, die tagsüber hin und her fahren und unaufdringlich ihre Waren anbieten.
Süßspeisen aus Kokosnussmilch und Mark, süße Kartoffeln und Bohnen, Süßigkeiten aus Klebreis, gedünstete Maiskolben.
Fruchtsäfte einheimischer Früchte, gepresst und mit Wasser verdünnt. In den handgefertigten Körben die mit einer Bambusstange über der Schulter
getragen werden, stehen kleine Kochtöpfe, deren geschlossene Deckel dennoch verheißungsvoll von ihrem Naschhaften Inhalt sprechen.
Den Mund gefüllt mit Süßigkeiten lässt es sich angenehm auf der Fähre stehen und hinüber schauen, ans andere Ufer und man vergisst die kleine Sorge,
dass man eine Planke bei der Herunterfahrt verfehlen könnte. Für eine kleine Weile sind wir Menschen auf dieser schwimmenden Insel zusammen,
dieser Gedanke stellt eine Verbindung her und neugierig schaue ich in die Gesichter meiner Mitreisenden.
Die junge Frau mit den gegrillten Heuschrecken versorgt ihre Familie mit dem Geld dass sie auf den Überfahrten verdient. Wahrscheinlich haben
ihre Kinder dabei geholfen die Käfer am Morgen zu sammeln. Obwohl es erst Vormittag ist sieht sie müde aus. Vielleicht hat sie noch keine Kinder und
lebt mit ihren Eltern und trägt mit ihrer Arbeit zum Unterhalt einer Großfamilie bei. Während unserer Überfahrt hat niemand Lust auf gegrillte Heuschrecken.
Die Reisenden auf einem überdachten Pritschenwagen mit zwei Holzbänken schauen gelangweilt auf die Waren der Frauen herab. Sie sind schon eine
Weil unterwegs, es ist nicht Hochmut, sondern nur Müdigkeit die aus ihren Augen schaut. Selbst wenn die Durst hätten, sie wären zu träge und die
Prozedur des Einkaufens, trotz Durst, ein nicht zu überwindendes Hindernis. Es ist heiß und die Hitze drückt auf alles was unter dieser Sonne lebt.
Als wir ablegen verändert der Fahrtwind die Stimmung, auch wenn er wie aus einem heißen Föhn zu kommen scheint.
Drei, vier Getränke werden gekauft und neben dem Ruder sammeln sich die Männer zu einem Gespräch mit unserem dicken Kapitän.
Fortsetzung folgt.
Nächstes Ziele Wat Puh;
Pakse;
Kong Inseln
Kong Wasserfall
Süßwasserdelphine, Aussichtspunkte eine Sandinsel im Mekong die schon zu Kambodscha gehört
Vientiane;
Nord Laos |
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